Geschichte

Der Lagotto ist wahrscheinlich der Älteste unter den bekannten Wasserhunden; dies lässt sich auf Grund historischer Quellen und geografischer Überlegungen annehmen. Bereits seit 1600 ist der Lagotto in den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten in der Ebene der Romagna nachweislich präsent: Ursprünglich waren die Vorfahren des uns heute bekannten Lagotto italienische Wasserhunde, die ab dem 14. Jahrhundert vor allem bei der Jagd auf Blesshühner mithalfen. 

 

Es wurden Bilder in den etruskischen Nekropolen von Spina (in der Nähe von Ferrara) gefunden, die Jagd und Fischereiszenen zeigen. Auf ihnen ist regelmäßig ein Hund zu sehen, der dem Lagotto sehr ähnlich ist.

Es ist durchaus wahrscheinlich, das der "Canis Acquaticus", der laut Linneo seit geraumer Zeit in der Mittelmeer Region existierte, nichts anderes als unser heutiger Lagotto war. In seiner Morphologie hat der gelockte Hund auf dem Gemälde von Linneo jedenfalls eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem heutigen Lagotto.

 

Trotz dem Verschwinden der Etrusker  florierten die Wasserhunde weiter und blieben ein alltäglicher Anblick in mittelalterlichen Zeiten, vor allem entlang der Küste, die von Ravenna entlang der Niederungen von Comacchio und Veneto  nach Friaul und der istrischen Halbinsel verlief.

 

In den Fresken der Hochzeitssuite des Palazzo Ducale dei Gonzaga di Mantova, welche im Jahre 1456 von Andrea Mantegna geschaffen wurden, wird in der Szene "Das Treffen" an den Füßen des Marchese Lodovico Gonzaga ein Hund dargestellt, der offensichtlich dem heutigen Lagotto gleicht.

 

Ab dem 16. Jahrhundert sind viele Bücher über Folklore, lokale Kultur, Sitten und Jagd voll mit Zitaten, die die Nutzung eines kleinen lockigen Hund erwähnen um Wild aus dem Wasser zu holen.

 

Der Lagotto war der unzertrennliche Freund der 'Vallaroli' oder 'Lagotti', pittoreske Persönlichkeiten, die vor den großen Trockenlegungen Ende des 19. Jahrhunderts die wirklichen Seelen jener wildreichen Lagunen. Er hütete das Haus, das Boot, spürte die Blässhühner auf und apportierte die erlegten Vögel. Zur damaligen Zeit richteten manchmal Hunderte von Booten in den bekannten 'rastrelli' unter den riesigen Schwärmen von Blässhühner wahre Massaker an. Der Lagotto schwamm auch während der kältesten Tage stundenlang, manchmal auch unter Wasser. Oft durchbrach er sogar die Eisschicht, um die erlegten Vögel auf das 'Paddelboot' zu bringen. Ein Verhalten, das wir als 'amphibisch' definieren können; ermöglicht durch die Kompaktheit des sehr lockigen Hundefells mit reichlich Unterwolle, die verhinderte, dass das Wasser mit der Haut in Berührung kam. Dabei erwiesen sich die Vierbeiner als äußerst robust und ausdauernd, schwammen sie doch oft stundenlang bei Eiseskälte im Wasser, um das Federwild zu fangen und ihrem Herrn zu apportieren. „Càn Lagòt“ bedeutet im Dialekt der Romagna „Wasserhund“, der Name 'Lagotto' rührt vermutlich von diesem Einsatz als Wasserhund her.

 

Eine weitere Tätigkeit der Vallaroli war die Trüffelsuche. Die herausragende Anlage zur Suche, die große Bereitschaft zur Arbeit und der ausgezeichnete Geruchssinn machten dann aus dem Lagotto einen effizienten Trüffelhund. Auf Grund der Trockenlegungen, die im Laufe der Jahrzehnte die immensen Sümpfe von Comacchio und der Romagna immer weiter schrumpfen und die Vallaroli fast ganz verschwinden ließen, verlor auch der Lagotto mehr und mehr seine Funktion als Wasserhund und spezialisierte sich immer stärker als Trüffelsucher. Die Übergangszeit ist zwischen 1840 und 1890 datierbar. Selbst als sich die Trüffelsuche durch Abholzung der Wälder in den Tälern zunehmend in die Bergregionen verlagerte, bewährte sich der Lagotto mit seinem dichten Lockenpelz in der dornigen Vegetation.

Da zunächst nur die Gebrauchseigenschaften zählten, kreuzte man immer wieder andere Rassen mit feiner Nase ein, wie Pointer, Pudel, Spinone, Setter oder Bracken.

 

Gegen Ende der siebziger Jahre beschloss eine Gruppe von tüchtigen Hundeliebhabern der Romagna, angeführt von Quintino Toschi, Prof. Francesco Ballotta, Dr. Antonio Morsiani und Lodovico Babini, mit der genetischen und morphologischen Rekonstruktion des Lagottos zu beginnen, und so wurde die Rasse wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig vor ihrem Verschwinden bewahrt.

Im Laufe von fast 20 Jahren wurden Forschungsversammlungen und -treffen organisiert, bei denen die Hunde untersucht, gemessen, tätowiert, fotografiert und in ein entsprechendes Register aufgenommen wurden. Es wurden Blutlinien rekonstruiert, und man versuchte, den Züchtern die grundlegenden Aufgaben für eine rationalere und wissenschaftlichere morphogenetische Auswahl zu vermitteln.

In diesen Jahren hat die Rasse eine entschiedene Entwicklung in Richtung einer genau definierten Typologie gemacht, die wir heute als wirklich homogen definieren können. Mit der Gründung des Club ltaliano Lagotto, die 1988 in Imola erfolgte, wurden die Voraussetzungen für eine offizielle Anerkennung der Rasse seitens des ENCI (Ente Nazionale della Cinofilia Italiana) geschaffen, welche im Februar 1993 erfolgte. Die provisorische Anerkennung der Rasse durch die FCI erfolgte 1995, die offizielle im Juli 2005.

 

Heutzutage wird der Lagotto in seinem Heimatland noch immer als Trüffelsuchhund eingesetzt. Er macht sich jedoch, vor allem in anderen Ländern, langsam, aber sicher auch als intelligenter Familien- und Begleithund einen Namen.